Dienstag, 4. Februar 2014

Frau Berger wird unsichtbar von Kerstin Michelsen







Kurzbeschreibung

Eine zufällige Begegnung führt Frau Berger und David zusammen. Unwahrscheinlich eigentlich, dass die hochbetagte Dame und der Student sich etwas zu sagen hätten, und doch brauchen sie einander auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Ganz nebenbei deckt David ein altes Familiengeheimnis auf … 


Der Rückblick auf Frau Bergers langes Leben stellt sich wie ein Mosaik dar, an dem viele Menschen mitgewirkt haben. Die Teile passen nicht exakt zueinander und dennoch ergeben sie ein unverwechselbares Muster. Je nach dem Standpunkt des Betrachters ergibt sich ein anderes Bild, und so ist auch dieser Roman aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.



Meine Rezi

In dem Buch oder besser gesagt, in der Geschichte ist ein Dreh-, und Angelpunkt das "Alter".

Sehr feinfühlig, aber trotzdem äußerst wirkungsvoll führt uns die Autorin an dieses "Tabu-Thema" heran. Keiner möchte darüber sprechen, doch es betrifft uns alle eines Tages.

Die Lebensgeschichte der "unsichtbaren  Frau Berger" erfahren wir aus 3 Perspektiven. Die Gliederung zeigt uns immer die Zeiträume und Personen an, von denen wir dann etwas erfahren. Dies ist, außer dem guten Schreibstil, ein weiterer Grund warum sich dieses Buch sich flüssig und ohne Verwirrung, durch die verschiedenen Zeitebenen, lesen lässt.

1. Durch die Erzählungen und die vielen, meist wunderbaren Erinnerungen von Frau Berger. Diese kann sich viel klarer an das "Damals" als an das "Heute und Gestern" erinnern. Sie hatte ein ausgefülltes Leben, das mit einigem an Höhen und Tiefen gespickt war. Sie hadert aber nicht mit dem Schicksal, dass ihr eine uneheliche Tochter beschert hat. Im Gegenteil, sie empfand es als Glück, ihre Tochter Rosemarie bekommen zu haben. Selbst mit dem Umstand, dass Rosemarie ihre eigene Familie mit Kindern und Enkelkindern im fernen Kapstadt aufgebaut hat, hat sich Frau Berger gut arrangiert. Sie freut sich über die monatlichen Anrufe ihrer Tochter und die "Familienneuigkeiten" die sie dadurch erfährt.

2. Durch die Tochter erfahren wir, wie wenig Zeit ihre Mutter eigentlich für sie hatte. Nach dem Krieg befand sich ja alles noch im Wiederaufbau. Frau Berger musste nicht nur für sich und Rosemarie den Lebensunterhalt verdienen, sondern auch noch für ihre eigene Mutter sorgen, die Witwe mit einer viel zu kleinen Rente war. Rosemarie lässt uns also an ihren Gedanken über ihre Mutter, ihre eigene Kindheit und ihr jetziges Leben, fernab der Mutter teilhaben.

3. Durch den Studenten David, der eines Tages Frau Berger im Hausflur beim Treppen steigen hilft. Ab diesem Zeitpunkt besucht er die nette, tüttelige ältere Dame in unregelmäßigen Abständen. Anfangs eigentlich immer wenn er mal wieder "Zoff" in seiner WG hat. Dieser allmählich doch intensiver werdende Kontakt zu Frau Berger verändert den jungen Mann auf eine positive Art und Weise. Sie verhilft ihm sogar zu erweitertem Wissen über die Vergangenheit seiner eigenen Familie.

Kerstin Michelsen öffnet uns durch ihre runde und sehr realitätsnahe Geschichte die Augen und unsere Wahrnehmung für/über das "Älterwerden/Altern". Man spürt oder sieht aber nie den erhobenen Zeigefinger, aber ganz ganz weit hinten sieht man einen angedeuteten "Wink mit dem Zaunpfahl". Nach dem Lesen des Buches wird einem ganz deutlich, dass hinter jedem älteren Menschen dem wir begegnen eine ganz eigene Geschichte steht, die vielleicht sogar erzählt werden will, damit diese Person nicht auch "unsichtbar" wird. Wir sollten uns wieder mehr Zeit zum Zuhören nehmen. Dieses Buch lässt einen erstmal nachdenklich zurück. 

Die Autorin hat ein schwieriges Thema in eine wundervolle Geschichte verpackt und durch Self-Puplishing veröffentlicht, eigentlich sollte durch dieses Buch ein guter Verlag auf sie aufmerksam werden. Kerstin Michelsen hat sich bei mir nicht nur eine Leseempfehlung sondern auch 5 von 5 Sternen verdient.


Wissenswertes


Das Foto wurde mir von der Autorin zu Verfügung gestellt


Sie sagt über sich selbst: ... geboren wurde ich 1963 in Hamburg, wo ich bis zum Ende der Grundschulzeit aufwuchs. Kurz darauf zog unsere Familie in die Lüneburger Heide. Abgesehen von diversen Auslandsaufenthalten zog es mich doch immer wieder hierher zurück. 

Ihre Homepage findet Ihr -->hier


  • Taschenbuch: 224 Seiten
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (24. November 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 1494253682
  • ISBN-13: 978-1494253684





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